Johanna Daher – Vorsitzende der ADD ON Games Konferenz
Jeden Monat widmen wir uns einer der 12 Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Der Februar steht ganz im Zeichen von Software & Games. Mit unserem 11hoch11 Event in der VirtuaLounge am 15. Februar konnten wir bereits einen ersten Einblick in die vielfältige Branche erhalten. Nun möchten wir euch weitere Persönlichkeiten und Projekte vorstellen. Den Anfang macht Johanna Daher, Vorsitzende der ADD ON Games-Konferenz.
Bild-Quelle: Marieke Polnik
Auf deiner Homepage stellst du dich vor als „Christin, Journalistin und Optimistin mit einer Liebe zum Multimedialen, Interaktiven und Programmieren“. Wie kommt es, dass Christin und Optimistin so in den Vordergrund rücken?
Neben der beruflichen Komponente Journalistin sind das die beiden Eigenschaften, die mich am besten beschreiben. Mir ist der Glaube besonders wichtig, auch durch die Prägung aus meinem Elternhaus. Ich denke, dass sich sowohl die Christin als auch die Optimistin in meiner journalistischen Tätigkeit widerspiegeln. Ich hinterfrage gerne kritisch ohne dabei aber den Respekt für andere Meinungen und Ansichten zu verlieren. Hasskommentare, wie sie heute immer wieder auftreten, sind mir zuwider.
Wenn Du eine Sache auf der Welt verändern dürftest: Was wäre das denn?
Ganz allgemein natürlich die Lebensbedingungen aller Menschen. Sprich Hunger und die Auswirkungen von Kriegen. Im speziellen, bezogen auf digitale Themen, würde ich jedem den Zugang zu Technologie ermöglichen wollen. Sodass z.B. jeder programmieren lernen kann und das schon in der Schule. Leider fehlen oft die finanziellen Mittel.
Deinem Lebenslauf ist zu entnehmen, dass du zunächst einen Bachelor in Journalistik an der Technischen Universität Dortmund gemacht und dann den Master zu Medien- und Spielekonzeption in Wernigerode begonnen hast. Wie entstand die Idee, beide Bereiche miteinander zu kombinieren?
Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Letztlich wollte ich selbst entwickeln und programmieren können. Während meines Bachelors habe ich meine Leidenschaft für den Online-Journalismus entdeckt. Die Tools, mit denen ich interaktive Grafiken erstellte, hatten oft ihre Grenzen. Sei es funktional oder aber als kostenlose Version. Also habe ich einfach angefangen, mir das Programmieren selbst beizubringen. Und dann entdeckte ich den Master in Wernigerode. Dort ist es möglich auch als Quereinsteiger zu studieren. Vor allem die Programmierkurse brachten mich meinem Ziel näher, den Onlinejournalismus noch besser zu machen. Und um den Kreis schließen zu können, widme ich mich in meiner Masterarbeit den „Newsgames“. Ich möchte gerne Spiele für den Journalismus programmieren.
Also macht dir Programmieren am meisten Spaß oder gibt es auch noch andere Aspekte, die dein Studium bereichern?
Den meisten Spaß hatte ich bei unseren Gruppenprojekten. Unsere Teams waren auf Grund der verschiedenen Skills und Bachelor-Abschlüsse sehr vielfältig. Dadurch ergänzten wir uns alle super gut. Insgesamt war alles sehr familiär, auch mit den Professoren.
Was halten denn deine Eltern von deiner Studienwahl? Haben sie sich für dich was ganz anderes vorgestellt?
Ganz im Gegenteil. Meine Eltern haben mir keinerlei Vorgaben gemacht. Es war nur mehr oder weniger klar, dass ich studieren werde. Ich wusste lange nicht, was ich eigentlich machen möchte. Und dann war es mein Papa, der mich darauf brachte, in Richtung Medien zu gehen. Er hatte gesehen, dass beim Hessischen Rundfunk Volontäre gesucht werden. „Mit Labern Geld verdienen, das ist doch was für dich!“ war sein lustig gemeinter Kommentar. Damit habe ich mich dann ernsthaft beschäftigt. Und so bin ich zum Journalismus gekommen.
Und dann kam irgendwann die ADD ON Games Konferenz, bei der du dich sehr stark engagierst. Wie ist es dazu gekommen?
Unser Games-Professor Dominik Wilhelm war weltweit schon auf vielen Games-Konferenzen und fand, dass es auch eine im Harz geben müsste. Zumal es in ganz Sachsen-Anhalt noch keine ähnliche Veranstaltung gibt, obwohl in Magdeburg und Halle Games-Developer ansässig sind. Zunächst war die ADD ON als Jahresprojekt für die Medieninformatiker für die Bachelor-Studiengänge angedacht, wovon vier von uns Mastern – mich eingeschlossen – ebenfalls Teil wurden. Diese entwickelten das ganze Konzept – vom Logo bis zur Veranstaltung. Und so fand am 24.06.2017 die erste Games Konferenz statt. Schon damals erkannten wir das Potenzial und wollten das Event auf Freiwilligenbasis aufrechterhalten.
Welches Potenzial bietet Wernigerode als Standort für eine Konferenz wie die ADD ON und andersherum?
Die Hochschule ist ein riesen Gewinn für Wernigerode und die Region. Viele Innovationen gehen von ihr aus. Es gibt sogar ein Projekt mit Kooperationen mit umliegenden Museen, um neue Technologien wie VR und AR zu integrieren. Ziel ist es, den Mehrwert noch besser herauszuarbeiten und die Region auch in diesem Bereich zu stärken.
Welche Ziele werden denn mit der ADD ON verfolgt?
Es soll das volle Potenzial ausgeschöpft werden. Wo es anfangs noch darum ging, Studenten ein Projekt zu geben, berufliche Netzwerke aufzubauen und Unternehmen kennenzulernen, hat sich dann herauskristallisiert, dass wir mit der ADD ON auch die Region stärken können. Das Land Sachsen-Anhalt und der IT-Verband sind auf uns aufmerksam geworden. Nun gilt es, auch den Harz und die umliegenden Städte im Bereich Games als wichtigen Faktor zu etablieren. Auch wenn wir Berlin und andere führende Regionen nicht überholen können, so haben wir das Potenzial einen wichtigen Beitrag leisten zu können.
Wie schätzt du die Games- und Softwarebranche allgemein in der Region ein?
Leider ist die Infrastruktur noch nicht optimal. Auch wenn Halle und Magdeburg ebenfalls in diesen Bereichen tätig sind. Aber ich sehe die vielen guten Ideen der Studenten, die an der Hochschule Harz studieren. Potenzial ist also vorhanden.
Neben der nächsten ADD ON und der Abgabe deiner Masterarbeit – was wird Dein nächstes Projekt?
Ich werde einige Wochen in den USA verbringen und sowohl in die Journalismus- als auch in die dortige Games-Branche eintauchen. Zu meinen Reisezielen gehören die Emblematic Group (journalistische VR-Projekte), BLIZZARD und die Santa Monica Studios. Natürlich möchte ich dort auch für die ADD ON werben.
Stellen wir uns vor, du hättest unendlich viel Geld. Was würdest du damit machen?
Auch hier würde ich natürlich zunächst die allgemeinen Probleme unserer Welt lösen wollen. Aber, um wieder zu meiner eigentlichen Leidenschaft, dem Journalismus zurückzukommen, würde ich das Geld in die Medienhäuser stecken. Immer wieder werden Journalisten entlassen. Die Problematik mit der Monetarisierung von Online-Zeitungen ist nicht gelöst, neue Ideen und Wege müssen her. Mit dem Geld könnten die Medienhäuser neue Technologien ausprobieren und experimentieren.
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