Im Interview mit Ben Urban – freiberuflicher Grafiker und Illustrator aus Braunschweig

Jeden Monat widmen wir uns einer der 12 Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Der April steht ganz im Zeichen des Kunstmarktes. Und was wäre da passender als einen Grafiker und Illustrator aus Braunschweig zu befragen. Wir stellen vor: Ben Urban.

Auf deiner Homepage beschreibst du dich als freiberuflichen Grafiker und Illustrator aus Braunschweig. Welche drei Eigenschaften würden dich als Person am ehesten charakterisieren?

Ich bin kreativ, gelassen und lebensfroh.

Kreativität ist als Grafiker und Illustrator natürlich eine wichtige Eigenschaft. Wusstest du denn als Kind schon, dass du einmal in diese Richtung gehen möchtest?

Als Kind habe ich viel gezeichnet, das aber eher nebenbei. Oft nur dann, wenn ich eine Zeichnung auch wirklich brauchte. Ich wollte aber schon immer etwas Kreatives machen. Nur wusste ich nicht, wohin es gehen sollte. Also absolvierte ich zunächst mein Fachabitur im Bereich Gestaltung. Dann folgte die Ausbildung zum Mediengestalter in einer alten Druckerei mit Werbeabteilung im Bremer Umland. Leider gab der Chef das Unternehmen auf, sodass ich mich direkt nach der Ausbildung nach einem neuen Job umsehen musste. Das führte mich dann zu diversen Jobs wie einer Werbelichtschilder-Agentur, einem Zeitschriftenverlag und später einigen Werbeagenturen in Hannover. Schon kurz nach der Ausbildung hatte ich angefangen CD-Cover-Artworks für Bands zu erstellen. Durch mein Nebengewerbe wuchs mein Wunsch nach der Selbstständigkeit. Ab 2014 arbeitete ich nur noch 3 Tage die Woche als Angestellter bei einer Werbeagentur und wagte 2017 endgültig den Weg in die Selbstständigkeit.

Wie schwierig war der Schritt in die Selbstständigkeit?

Durch die Nebentätigkeit konnte ich mir bereits einen Kundenstamm aufbauen. Über die Jahre haben sich die Bands für die ich arbeite weiter entwickelt und sind zum Teil bei großen Plattenfirmen unter Vertrag. Das war für mich sehr positiv, da ich so auch für neue potenzielle Kunden aus dem Musikbereich sichtbarer bin. Dennoch muss man sich als Freelancer immer wieder um neue Kunden bemühen. Es ist kein Selbstläufer. Für Bands, die erst am Anfang stehen, biete ich auch schon mal spezielle Pakete zu Sonderkonditionen an. Durch die vielen illustrativen Arbeiten in den Artworks bahnte es sich an, dass ich mich auch als Illustrator etablieren konnte. Neben den Alben gestalte ich auch Buch-Cover, Band-Merch und illustriere Spiele.

Macht es für dich beim kreativen Arbeiten einen Unterschied, ob du selbstständig oder angestellt bist?

Das ist ein Riesenunterschied. Ich kann meinen Arbeitsalltag selbst strukturieren. Zudem fallen viele unnötige Arbeitsschritte weg, z.B. finden Abstimmungsphasen direkt mit den Kunden statt, das spart Zeit. Und auch der Filter fällt weg, den es durch die vielen Beteiligten in einer Agentur gibt.

Und wie sieht es mit dem Schaffensprozess selbst aus?

Da fühle ich mich kreativ viel freier als in der Agentur, denn dort hatte man oft neben den Wünschen des Kunden auch noch die Vorstellungen des Vorgesetzten zu erfüllen. Jetzt kann ich viel kreativer mit dem Kunden zusammenarbeiten, Designs abstimmen oder mal etwas Neues ausprobieren.

Deinem Portfolio zu Folge hast du dich auf Mittelalter und Fantasy Themen spezialisiert mit deinen Designs.

Ich komme aus der Ecke und habe viele Interesse an den Themen und konnte da auch meine ersten Aufträge generieren. Sodass ich mir vor allem in dieser Musik-Szene über die Jahre einen wachsenden Kundenstamm aufbauen konnte. Ich mag Designs mit Strukturen im Grunge-Look, die Ecken und Kanten aufweisen und so Charakter zeigen. Ich entwerfe natürlich auch gerne cleane Designs, aber was ich am liebsten mag, das sieht aus, als wenn es schon ein bisschen was erlebt hat.

Und wenn ein ganz anderer Stil gefordert wird?

Das ist kein Problem. Handwerklich kann ich auch sehr gut andere Stile bedienen. Sollte mir etwas mal gar nicht liegen würde ich einen Kunden aber auch an Kollegen/in verweisen, die sich auf den gewünschten Stil spezialisiert haben.

Worauf hast du dich als Grafiker und Illustrator spezialisiert?

Wie bereits angesprochen auf das Thema Cover-Gestaltung im Musikbereich. Dabei speziell Fantasy, Mittelalter, Mystik, Krimi und Horror. Das ist meine Hauptspezialisierung. Zudem baue ich den illustrativen Bereich aus, der in Richtung Spiele-Design geht. Dazu zählen dann z. B. die Gestaltung von Covern und Charakteren für Boardgames. Zur Zeit arbeite ich z.B. am Exit-Game Escape Dysturbia vom Homunculus Spieleverlag.

Wie bist du an den Spieleverlag gekommen?

Tatsächlich über die Buchmesse Leipzig. Ich hatte Spieledesign schon immer mit im Angebot, da ich selbst viel spiele und aufwändig designte Spiele und auch Pen&Paper Rollenspiele sehr mag. Vor allem wegen der schönen Illustrationen. Auf der Buchmesse war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin mit meinen Flyern zum Stand des Homunculus Spieleverlag gegangen und habe denen mein Portfolio gezeigt. Und die hatten gerade an einem neuen Spiel gearbeitet, für das ich dann die Grafiken erstellen durfte. Davor hatte ich bereits kleinere Kartenspiele illustriert. Das war aber mein erster umfassender Auftrag in diesem Bereich.

War das eine Herausforderung für dich?

Es war auf jeden Fall spannend und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich durfte die Charaktere und Bodenpläne für das Spiel Escape Dysturbia gestalten.

Womit zeichnest bzw. illustrierst du?

Digital größtenteils mit Photoshop und Clip Studio Paint. Dabei mache ich mit Clip Studio Paint zunächst die Grundzeichnung und die Bearbeitung dann mit Photoshop. Analog illustriere ich mit allem was mir so in die Hände fällt, von Acryl Farbe bis hin zu Markern. Ich probiere auch gerne Neues aus. Letztes Wochenende hatte ich zum ersten Mal auf der Braunschweiger Rollenspiel-Convention „Conventus Leonis“ einen Stand. Dort konnten die Rollenspieler vor Ort ihre eigenen Charaktere von mir zeichnen lassen.

Kommen wir zurück zu den Büchern und CDs. Sind das nicht aussterbende Medien?

Aus Erfahrung würde ich sagen: nein. Sie werden immer noch viel gekauft. Und ich glaube das gerade jetzt, wo man das Medium CD eigentlich nicht mehr braucht zum Musikhören, es immer wichtiger wird, dass die Alben ein gutes Artwork haben. Ich glaube viele Leute kaufen sich die CD nicht primär, um sie in den Player zu legen, sondern um sich ein Sammelstück ins Regal zu stellen. Um zu zeigen mit welcher Musik oder Band sie sich identifizieren. Natürlich auch um die Band zu unterstützen. Ähnlich wie bei Band-Shirts, wo man ja auch den eigenen Musikgeschmack präsentiert. Ich glaube bei Büchern ist es oft ähnlich. In den digitalen Medien ist vor allem wichtig, dass die winzigen Cover genug Interesse wecken, damit jemand auf das unbekannte Album oder Buch klickt um darüber mehr zu erfahren.

Und was macht dir von alledem am meisten Spaß?

Mir macht die Entwicklung individueller Artworks und Charaktere immer am meisten Spaß, egal für welches Medium. Nebenbei habe ich auch angefangen auf Leinwand zu malen, um mal einen anderen Weg zu gehen. Mein Ziel ist es, mir mit Kunst ein zweites Standbein aufzubauen. Die Kunstwerke verkaufe ich dann über einen Shop (momentan noch im Aufbau) auf meiner Webseite www.hygin-graphix.de.

Und woher nimmst du deine Inspiration?

Am liebsten habe ich alle Informationen zusammen und lasse das dann erstmal sacken. Dann kommen mir schnell einzelne Ideen, was man machen könnte. Manchmal suche ich auch nach Referenzbildern und bekomme so weitere Ideen. Dann fange ich an auf dem Papier Dinge auszuprobieren und Sachen in Photoshop zusammenzustellen. Auch YouTube ist zudem eine große Inspirationsquelle für mich – zu sehen, wie andere Künstler arbeiten und ihre Werke entstehen.

Worin siehst du die größte Schwierigkeit als selbstständiger Illustrator?

Ich glaube die Schwierigkeit ist, die Jobs, die man machen will, auch zu bekommen. Gerade bei Auftraggebern, die einen noch nicht kennen. Da den Fuß in die Tür zu kriegen, ist oft die größte Herausforderung. Aus Erfahrung weiß ich, dass es wichtig ist Leute kennen zu lernen. So ergeben sich oft neue Möglichkeiten. Ab einer gewissen Bekanntheit innerhalb einer Szene kommen die Kunden auch schon mal selbst zu einem und fragen an. Ein weiteres Problem ist die Balance zwischen finanzieller und zeitlicher Auslastung. Als Selbstständiger ist es schwer zu planen wie viele Aufträge man annehmen kann und sollte, da man oft nicht weiß wie sich die Auftragslage weiterentwickelt.

Trotz aller Schwierigkeiten und gerade wegen der Freude an deinem Job – wo siehst du dich in 10 Jahren?

Ich denke dann bin ich noch immer selbstständig. Gerade kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wieder angestellt zu sein. Die Freiheit, die ich jetzt habe, mir meine Zeit einzuteilen, wie ich das möchte und wie das sinnvoll ist, mag ich nicht mehr hergeben.

Wie schätzt du dein Arbeitspensum ein?

Ähnlich wie ein normaler Angestellter. Es gibt Stoßzeiten, da arbeite ich von morgens bis abends durch. Auch mal am Wochenende. Aber dann gibt es auch Ruhephasen. Ich würde aufs Jahr gerechnet sagen, dass es sich die Waage hält.

Gibt es etwas, was du angehenden selbstständigen Illustratoren mit auf den Weg geben möchtest?

Das wichtigste ist, Referenzen zu sammeln und sich ein großes Portfolio anzulegen, um zu zeigen was man kann. Ich habe festgestellt, dass Kunden oft genau das Produkt, was sie haben wollen auch schon im Portfolio sehen müssen um überzeugt zu sein, dass man der richtige für den Auftrag ist. Außerdem sollte man seine Arbeiten keinesfalls unter Wert verkaufen, denn das ist der Weg ins Hamsterrad.

Inwiefern hilft dir Social Media bei der Gewinnung neuer Aufträge?

Ich halte mit vielen Kunden über Facebook Kontakt. Die Kommunikation im Chat ist manchmal wesentlich schneller und auch persönlicher als per Mail. Und man kann über Social Media gut neue Kunden entdecken und über deren Produkte auf dem Laufendem bleiben. Inwiefern mich das voran bringt, kann ich nicht wirklich messen. Ich bin da auch nicht so fleißig hinter her, dass ich jeden Tag etwas poste. Aber auch um Kontakte zu halten, in Erinnerung zu bleiben, Veranstaltungen zu verwalten und neue Leute kennenzulernen, scheint mir Facebook sehr gut zu funktionieren.

Zu guter Letzt: Auf welchen Plattformen bist du sonst noch zu finden?

Neben Facebook, bin ich bei Instagram, ArtStation und auch auf Xing habe ich ein Profil. Dann habe ich natürlich noch meine Webseite, die in Kürze um einen Onlineshop erweitert wird.

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